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Deserteur – Die EOS 50D stellt sich tot.

Meine altgediente EOS 50D begleitet mich nun schon seit 2009 – eine ganze Weile also. Aber nun bin ich mir nicht mehr sicher, ob sich unsere Wege nicht in der Zukunft trennen. Ich werfe nicht gern Dinge weg, vor allem keine, die schon viele Wege mit mir zusammen gegangen sind. Aber in diesem Fall gingen die Verfehlungen ja wohl eindeutig nicht von mir aus.

Sie hat sich mit verweigert! Einfach desertiert. Keine Demonstration mit Gewaltandrohung, kein Knall, kein Rauch. Eher ein Sitzstreik, gewaltfrei nach Art von Ghandi. Sie hat den Dienst quittiert. Ohne Vorwarnung aber auch ohne Drama.

So stand ich da, mitten in Paris – nicht weit weg von den aufragenden Türmen von La Defense. Ich hatte ein paar Minuten vorher ein Bild gemacht – ohne besondere Vorkommnisse. Die Kamera am Umhängegurt herbeigefummelt, mit guten 15 kg Nachwuchs auf den Schultern und 15 kg Photorucksack auf dem Rücken mit einer Hand eine schnelle Aufnahme gemacht. Die andere Hand hält den Nachwuchs am Fußgelenk – man muss halt Prioritäten setzten. Die Kamera fallen lassen – sie sucht sich am Haltegurt ihre reguläre Position neben der linken Hüfte. Alles schien normal und unverdächtig.

Beim nächsten Bild das gleiche Spiel: Mangels zweiter Hand blieb die Kamera immer eingeschaltet. Die rechte Hand fühlt nach der Kamera, betätigt den Auslöser zart bis zur Hälfte um die Kamera zu wecken – und es passiert nichts. Noch ein Versuch – nichts. Kontrolle der Schalterstellung: An. Ich betätige die Knöpfe, an die ich heran komme: Nichts. Der Akku hat bestimmt aufgegeben. Also alles absetzten, was mich belastet. Frische Akkus, an-aus-an-aus. Es nutzt nichts: Tot.

Paris ist der Abschluss unserer Reise und es ist der letzte Tag in Paris. Es hätte schlimmer kommen können. Am ersten Tag der Reise zum Beispiel! Oder im letzten Jahr. Oder bei der Hochzeit unserer Freunde. Heute ist ein guter Tag zum sterben – sozusagen.

Man hängt an seinen Sachen. Seit Jahren hatte ich Probleme mit dem Auslöser. Mal löst er sofort, manchmal erst nach bis zu einer Sekunde. Als Sportfotograf geht das nicht. Für meine Zwecke habe ich damit gelebt. Der eingebaute Blitz klappte fast nie aus. Aber wozu braucht man den auch? Das hat mich nicht gestört. Der Kunststoff an der Klappe für die Spiecherkarte: Blank glänzend mit Kratzern! Der war vor achteinhalb Jahren einmal matt und glatt! Aber das sind Kampfspuren – Marken der gemeinsam erlebten Geschichten. Alles für sich ein wenig unschön – aber nie war das in der Summe genug Ärger um mich zu einer neuen Kamera zu bewegen.

Meine Kamera hat gerade eine Entscheidung getroffen: Sie will nicht mehr. Soll das doch die Jugend machen – ich bin zu alt für diesen Scheiß!

Die Frage die mich nun quält ist nur: Wer? Ich werde beim Canon-System bleiben, so viel ist klar. Das Vollformat lockt: Eine EOS 6D MK II? Oder lieber eine gebrauchte EOS 5D MKIII? Neben ein paar Kilogramm gerade sinnlos gewordener Photodinge auf meinem Rücken trage ich nun auch diese Frage mit mir herum.

 

 

 

 

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