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Glubschkorrektur – Fisheye mit Hugin entzerren

Seit einer Objektivschwemme vor einiger Zeit bin ich Besitzer eines Sigma 15 mm EX Fischaugenobjektivs. Ich finde es toll, dass ich damit einen riesigen Bereich des Himmels auf einem Bild darstellen kann. Weniger schön ist es dann aber, dass der eigentlich gerade Horizont dabei zur Badewanne wird.

Um den Horizont entzerren zu können, habe ich mich auf die Suche nach einem kostenlosen und effizienten Workflow gemacht, den ich hier darstellen möchte. Ich bin vermutlich ja nicht der einzige Mensch, der mit seinem Fischauge manchmal Horizonte mit ins Bild bekommt!

Wer Hugin noch nicht kennt: Als Freeware-Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein freies und einfach bedienbares Werkezeug zur Erstellung von Panoramen bereit zustellen. Zentraler Bestandteil ist eine grafische Benutzeroberfläche für die zugrunde liegende libpano. Es wird seit über 15 Jahren weiterentwickelt. Das Motto der letzten Releases war dabei: „Hugin ist mehr als nur ein Panorama-Stitcher“ – und genau das werden ich mir zu Nutze machen.

Zunächst installierte ich mir die aktuelle Version von Hugin, hier habe ich das Release 23.0.0 genutzt.

Keine Sorge: Hugin gibt es für verschiedene Plattformen und immer ist es voll funktionsfähig und kostenlos.

Hugin öffnet sich normalerweise in der Standard- bzw. der Assistenten-Ansicht.

Auf der Schaltfläche „Bild laden…“ drücke ich nicht direkt auf die Fläche, sondern rechts der Fläche auf den kleinen Pfeil nach unten. Hier wähle ich „Lade Bilder (Objektivform: Fischauge Vollbild)…“ aus und gebe Hugin damit schon einmal die Form meiner Quelle mit auf den Weg, denn ein Fischauge ist letzlich die Abbildung eines sphärischen Bildfelds (eben keiner „Ebene“) auf den flachen Sensor.

Wenn ich eine einzige Datei auswähe, fragt Hugin erst einmal, ob ich das wirklich tun will, weil man für ein Panorama meist mehr als eine Quelldatei braucht. Ja, in diesem Fall ist es wirklich der Plan, nur diese eine Datei zu bearbeiten. Also bestätigen.

Wenn die Datei wie in meinem Fall eine RAW-Datei von Canon im CR2-Format ist, fragt Hugin nach, womit es diese Datei konvertieren soll. Ich wähle dazu „darktable“ aus.

Nach einem Moment erscheint die Datei als TIFF, denn Hugin selbst kann nicht mit CR2-Dateien umgehen. Der Workflow geht also ab hier im verlustfreien TIFF weiter.

Auf dem Karteireiter „Projektion“ wähle ich nun „Fisheye“ aus und schiebe den Regler unter der Bildvorschau ganz nach rechts. Man erkennt ein verzerrtes Gitternetz mit dem Quellbild in der Mitte und viel Platz drum herum.

Im nächsten Schritt klicke ich auf den Karteireiter „Bewegen/Ziehen“, klicke mit der linken Maustaste in die Mitte des Bildes und halte die Maustaste gedruckt. Dabei ziehe ich das Bild soweit nach oben, bis der Horizont soweit entzerrt ist, dass er gerade erscheint. Die obere Bildkante wölbt sich nun natürlich stark nach oben.

Als vorletzten Schritt wählt man im Karteireiter „Beschnitt“ den Bereich für den Export des Bildes aus. Man kann die grauen Bereiche mit der Maus anklicken und mit gedrückter linker Maustaste verschieben, bis der gewünschte Bereich selektiert ist. Ich lasse meist etwas schwarzen Bereich herum stehen und wähle den genauen Ausschnitt im anschließenden Bearbeitungsprogramm.

Im letzten Schritt wählt man im Menü „Ansicht“ den Punkt „Panorama-Editor“ und hier den Karteireiter „Zusammenfügen“. Eigentlich haben wir ja gar keine Bilder zum zusammenfügen, sondern nur eines – aber trotzdem kann man hier mit dem Schalter „Beschnitt der Bilder anpassen“ auch automatisch den zu exportierenden Bereich festlegen lassen. In der untersten Zeile kann man sein Exportformat wählen. Will ich mit einem weiteren Programm das Bild weiter verarbeiten, wähle ich hier TIFF mit verlustfreier LZW-Kompression.

Unten rechts tippt man auf „Jetzt zusammenfügen!“ und kann den Zielnamen für die Datei angeben. Fertig!

Natürlich verteilt sich danach die Auflösungsdichte nicht mehr gleichmäßig über das Bild. Die effektive Auflösung wird im oberen Bereich und zu den oberen Ecken hin immer geringer und das Bild damit unschärfer: Meine Insta360 One X2 hat genau das gleiche Problem, wenn man in der Nachverarbeitung ein rechteckiges Bild exportiert.

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